top of page

 10 Fragen an Heiko Eller-Bilz

22.06.2017

eller.jpeg

Heiko Eller-Bilz

Mitarbeiter Asmodee

(2017)

aktuell: Heidelbaer Games (2022)

ASMODEE_LOGO_auf_hell_WEB.png

Asmodee

Hallo Herr Eller-Bilz,

Danke, dass Sie sich für das Interview Zeit nehmen!

 Sie sind "Head of Localization and Development“  beim Verlag "Asmodee Deutschland". Was bedeutet das konkret und worin liegen Ihre Aufgabenbereiche?

 

 

In meinen Verantwortungsbereich fällt die Lokalisierung (also die deutsche Umsetzung) von Spieleprojekten der internationalen Partner von "Asmodee Deutschland" und die Entwicklung eigener Spieleprojekte des in der Entstehung befindlichen Studio "HeidelBÄR". Aufgrund der Fülle an Spieleprojekten bin ich inzwischen leider nur noch wenig operativ bei den Umsetzungen der Lokalisierungen tätig, sondern manage viel mehr Ressourcen und Team. Darunter fällt vor allem auch die Kommunikation mit den Partnern (wie "CGE" oder "Horrible Games"), die der "Heidelberger Spieleverlag" mit in die Fusion gebracht hat. Bei der Entwicklung eigener Spiele agiere ich derzeit als Produktionsmanager und bin mit der Weichenstellung des Studios beschäftigt. Zukünftig wird sich mein Schwerpunkt sicher mehr in Richtung Eigenentwicklung verlagern.

Vorher waren Sie beim "Heidelberger Spieleverlag" tätig. Nun sind "Asmodee Deutschland" und der "Heidelberger Spieleverlag" eine Fusion eingegangen. Können Sie den LeserInnen erklären, was es konkret mit der Fusion auf sich hat und inwiefern Ihr Arbeitsleben Veränderungen ausgesetzt ist?

Die Verflechtung mit "Asmodee" war für den "Heidelberger Spieleverlag" konkret bereits zuvor vorhanden, einfach durch Partnerschaften mit den Asmodee-Studios "FFG" und "Plaid Hat Games". Die Entflechtung wäre sicher recht komplex geworden, daher lag es auf der Hand nach weiteren Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten zu suchen. Und nach langen Verhandlungen entstand der Plan der Fusion. Effektiv hatte "Heidelberger" Personal und Infrastruktur, die "Asmodee" in Deutschland bislang nur über Dienstleister abwickelte (z.B Logistik). Dazu kam das positive Image und die lange Erfahrung, das machte uns interessant. Inzwischen läuft die Konsolidierung auf Hochtouren. Durch das weiter wachsende Programm ein echter Kraftakt, der hoffentlich bald abgeschlossen ist.
Ich selbst habe nahezu dieselbe Position wie zuvor. Dennoch hat sich für mich einiges  verändert. Nach der über 17-jährigen Identifizierung mit dem Heidelbär war das aber auch zu erwarten. Abläufe, Entscheidungen, Kompetenzen und auch Strategien sind nicht mehr dieselben wie zuvor. Ich sehe es derzeit als eine meiner Hauptaufgaben, die Stärken des "Heidelberger Spieleverlags" ins neue Konstrukt zu übertragen.

An welchen Projekten arbeiten Sie eigentlich derzeit und was können die SpielerInnen zur Messe in Essen erwarten?

Da wir ja inzwischen über 40 Partner haben, gar keine so einfache Frage. Es gäbe viel aufzuzählen. Ich komme jedoch gerade von unserem Burg-Event zurück, an dem wir zahllose Neuigkeiten getestet haben. Darunter durchaus viele vielversprechende Perlen. Das kreative "When I dream" von "Repos", das zugängliche "Sherlook" von Kaleidos“ und das schlaue "Dragon Castle" von "Horrible Games" zählen für dieses Essen sicherlich zu meinen Highlights. Langfristig habe ich aber noch viele weitere spannende Projekte gesehen und besonders freue ich mich auf unsere beiden größeren neuen Eigenveröffentlichungen, die wir aber erst 2018 ins Rennen schicken werden. An diesen arbeite ich derzeit in der Tat auch verstärkt.

Was ist eigentlich das Spiel, das Ihnen vom "Heidelberger Verlag" in den letzten Monaten am meisten gefallen hat? Und welches Spiel von "Asmodee" ist in letzter Zeit Ihr Favorit und wieso?

Aus dem "Heidelberger-Pool" ist eins meiner Highlights das intrigante und ungewöhnliche "New Angeles" (kommt erst in Kürze), von den bereits erschienenen wäre aber wohl das extrem witzig-laute und abgefahrene "Roar-a-Saurus" meine Wahl. Ein echter Insider! Bei "Asmodee" fiele meine Wahl wohl auf "Pandemic Legacy", einfach weil da alles stimmt, sowohl Atmosphäre, wie auch Mechanik.

Das Spiel "Das Grimoire des Wahnsinns" hat es auf die Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres geschafft? Zufrieden oder hätten Sie das Spiel als Nominierung erwartet?

Ich finde es toll für das Spiel, dass es eine Empfehlung bekommen hat. Es ist ungewöhnlich, kreativ und liebevoll gestaltet. Jedoch ist die Einstiegshürde nicht ganz ohne, daher wäre es sicher vermessen gewesen mehr zu erwarten, denn der Kennerspielpreis richtet sich ja durchaus nicht exklusiv an Vielspieler. 

Das Grimoire des Wahnsinns
Gibt es evtl. ein anderes Spiel, das Ihrer Ansicht nach eine Nominierung verdient hätte?

In der Fülle der Neuerscheinungen gibt es immer mehr Spiele, die es verdient hätten, als man auszeichnen kann. Die Jagd nach der Nominierung zum Spiel des Jahres haben wir (noch als "Heidelberger") schon länger aufgegeben. Wenn man versucht, die Nominierung zu erzwingen, wird das eh nichts. Wir versuchen, weiter innovative und ungewöhnliche Spiele zu veröffentlichen. Und wenn die Faktoren stimmen und die Jury interessiert ist, dann kommt vielleicht auch wieder eine Nominierung heraus. Tatsächlich ist es bei Codenames genauso gelaufen. Hier haben wir ursprünglich kein Stück auf den Preis gezielt! Neben der Qualität finde ich aber auch die marktpolitische Seite spannend. Ich freue mich, wenn kleinere Studios und Publisher auch mal ins Rampenlicht treten. Ich hatte mich seinerzeit sehr für die "Ludonauten" mit Colt Expfress gefreut.

Was macht für Sie ein interessantes Spiel aus? Und weckt ein Spiel direkt nach der ersten Testpartie Ihr Interesse oder gibt es auch Spiele, die es erst nach mehrmaligem Testen Ihr Interesse wecken konnten?

Spiele sollen uns unterhalten. Genau wie auch Kinofilme und Romane. Daher kommt für mich das Interesse an einem Spiel auch vom Unterhaltungswert. Man hat Spaß bei einer Partie Schach, bei einer Partie "Der Widerstand" oder bei "Der Eiserne Thron". Alles interessante, aber sehr unterschiedliche Spiel. Für mich ist das interessant, was entweder neu und ungewöhnlich ist (wie bei einem Film auch) oder eben etwas, was vor Spannung fesselt. Am besten natürlich beides. Beim Testen oder sogar beim Zuschauen einer Partie, kann man mit Erfahrung schon grob Aussortieren. Aber oft kommt es vor, dass man nach einer ersten Testpartie unsicher ist. Dann folgen natürlich weitere und oft mit überraschenden Ergebnissen. Aber genauso oft habe ich nach der ersten Partie schon gewusst: Das ist genau das Richtige für uns!

Mit welchem Ihrer Projekte sind Sie im nachhinein am meisten zufrieden und warum?

Da kann ich nur mit einer Top 5 antworten. "Der Widerstand", "Dead Mans Draw", "A la carte", "Maus und Mystik" und "Erwischt". Im Nachhinein habe ich bei allen dasselbe Gefühl: Alles richtig gemacht zu haben! Und alle sind langfristig erfolgreich, was mich darin bestärkt.

Wie sehen Sie die Entwicklung, dass Brettspiele mit "Apps" verknüpft werden? Und ist diesbezüglich Ihrerseits mehr in der Zukunft geplant?

Das ist spannend, öffnet neue Möglichkeiten und ist zeitgemäß. Besonders, um auch Menschen zu erreichen, die gar keine Brettspieler sind. Jedoch ist auch das eine Frage der Ausgewogenheit. Ich finde es schön, dass man nicht für ALLES eine "App" braucht. Bei manchen Brettspielen ist es eine echte Bereicherung (wie z.B. "Unlock", "XCOM" oder "Villen des Wahnsinns 2. Ed."), bei anderen Spielen ist es nur ein schicker Gimmick (Soundunterstützung usw.). Solange die "App" nicht als Selbstzweck dient, nur um auch etwas Digitales dabei zu haben, finde ich das zumeist toll. Und natürlich kommt da auch von unserer Seite noch mehr, vielleicht ja schon dieses Essen ...

Gibt es Events und Treffen, die Sie SpielerInnen sehr ans Herz legen würden?

Neben dem Megaevent in Essen? Natürlich! Generell würde ich jedem empfehlen, lokale Events zu besuchen, egal wie klein sie sind. Dort findet man vielleicht seine nächste Langzeit-Spielergruppe. Das ist sicher viel wert. Manchmal vergisst man vor der Haustür zu schauen, was so passiert.

In Deutschland gibt es viele tolle Spieletreffen, die über die Jahre auch richtig groß geworden sind. Ich mag persönlich diejenigen, die dabei ihre Wurzeln behalten haben und weiter das Gefühl vermitteln von Spielern für Spieler zu sein. Die Karlsruher Spieletage sind da so ein persönliches Highlight für mich, aber natürlich gibt es da noch viel mehr. Ansonsten bin ich ein wenig "verdorben" von den vielen Conventions, die ich im Ausland besuchen konnte. Hier kommt eben immer noch der Charme der anderen Spielerkultur durch, den ich faszinierend finde. Sei es der "GenCon" in Indianapolis oder die Comic- und Spielemesse in Lucca. Beide sind auf jeden Fall eine Reise wert!

bottom of page