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 10 Fragen an Ulrich Fonrobert

20.08.2018

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Ulrich Fonrobert

Mitarbeiter

Queen Games

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Queen Games

Hi Ulrich,

super, dass du dich bereiterklärt hast, Dich den 10 Fragen des Brettspiegels zu stellen.

Was sind Deine Aufgabenbereiche?

Ich bin seit gut zehn Jahren bei "Queen Games", zunächst als Spiele-Erklärer auf der Messe in Essen. Anschließend bzw. parallel war ich dann im Tester-Team bei "Queen Games" und seit einigen Jahren bin ich derjenige, der für das Evaluieren der neu eintreffenden Prototypen verantwortlich ist. Ich spiele also mit den Autoren unter anderem auch auf den verschiedenen Messen deren Spiel-Ideen und entscheide, ob sie für Queen Games geeignet scheinen. Zudem bin ich auch bei einigen Spielen als „Product Manager“ eingesetzt und begleite den Entwicklungsprozess von Spielen bis zu deren Erscheinen.

Für was steht die Marke "Queen Games" in deinen Augen?

"Queen Games" ist ein Brettspiele-Verlag für das „klassische Familienspiel“, wobei dieser Begriff sowohl das sehr einfache Spiel für die „junge“ Familie als auch das durchaus etwas komplexere Brettspiel für den spielenden Freundeskreis umfasst. Gemäß unseres Slogans „Connecting Generations“ wollen wir qualitativ hochwertige und gute Spiele für die ganze Familie veröffentlichen. Qualitativ hochwertig sollen bei uns dabei die Ausstattung, die Grafik, die Regel und natürlich auch der Spielspaß sein.

Du bist ja auch für das Testen von Prototypen zuständig. Was macht für dich ein gutes Spiel aus?

Zunächst muss das Spiel mir gefallen, und das am besten bereits in den ersten 30 Minuten. Zudem sollte es einen Kniff beinhalten, der dieses Spiel zu etwas Besonderem macht. Also einen bestimmten Mechanismus (oder gerne auch mehrere), damit dieses Spiel ein Alleinstellungsmerkmal hat. Das ist in der heutigen Zeit nicht einfach und meint auch die Kombination von schon bekannten Einzelregeln zu einem neuartigen Potpourri. Ich mag auch „Dilemma-Spiele“, wo ich vor der Qual der Wahl stehe, was ich als nächstes machen möchte, will oder muss, um das Beste aus meinem Zug herauszuholen. Als ein Beispiel sei hier nur das Aktions-Tisch-Rondell bei "Merlin" genannt, das in Verbindung mit den vier Würfeln und dem gemeinsam zu bewegenden Merlin für eine gewisse, aber keine zu große Auswahl sorgt.

 Spielregeln müssen klar und „strukturiert“ sein; viele Ausnahmen, Extra- bzw. Einzelregeln und andere Störfaktoren in einem Spiel sorgen bei mir für kein Vergnügen...

Was war für dich bei "Luxor" der ausschlaggebende Faktor?

Bei "Luxor" war es mit Sicherheit der besondere Kartenmechanismus, der in Verbindung mit dem Zwang, gleichzeitig mehr als eine Figur auf einem Plättchen zu haben und dem „Sammel- und Lauf-Wettkampf“ bereits bei unserem ersten Durchspielen noch als „Affenrennen“ für den Spielspaß sorgte. Das wir nicht an pokalschwingende Affen, sondern mehr an schatzsuchende Abenteurer glaubten, war eher nachrangig. An das Spiel haben wir sofort geglaubt...

Luxor Brettspiel Dorn
Wie geht es eigentlich im Kontext der Kommunikation weiter, wenn dir ein Spiel zusagt? Bei wem landet das Spiel dann als Nächstes?

Bei uns sind die Wege sehr kurz. "Queen Games" ist ein Kleinverlag mit nur einer Handvoll Mitarbeitern. Wenn mir das Spiel zusagt und unser Redakteur Frank Thyben das Spiel nicht sowieso bereits mitgespielt hat, geht es in unsere Testrunde mit dem Chef und ihm. Anschließend wissen wir grundsätzlich bereits, ob wir diesen Prototypen umsetzen wollen oder nicht. Dann beginnt für uns die eigentliche Arbeit. Zunächst muss ein Vertrag mit dem Autor her. Ist dies geschehen, denken wir über die eigentliche Umsetzung nach. Thematik, Regeln, Zielgruppe, Grafik, Material, Veröffentlichungstermin... Alles dies und noch mehr müssen wir durchdenken, bevor und damit es ein "Queen Games" wird.

Diese nächsten Schritte hat meist Frank als Redakteur in seinen Händen, aber das letzte Wort hat immer der Chef selbst.

"Luxor" war dieses Jahr für den Preis "Spiel des Jahres" nominiert. "Azul" konnte jedoch den Preis abstauben. Hast du aufgrund der positiven Resonanzen in der Szene zu "Azul" damit gerechnet, dass das Spiel den Preis gewinnt? Oder ist die Enttäuschung immens?!

Als wir "Luxor" in Nürnberg 2018 veröffentlicht haben, wussten wir ja schon von den vielen positiven Reaktionen zu "Azul", waren uns aber nicht sicher, in welche Kategorie "Azul" beim "Spiel des Jahres" passen könnte. Wir hatten bei "Queen Games" die Hoffnung, dass "Pioneers" als "Kennerspiel des Jahres" nominiert werden könnte (was ja mit der Einordnung auf die Empfehlungsliste nicht ganz geklappt hat) und wollten dann auch den Familienspielesektor qualitativ hochwertig besetzen. Dies gab den Ausschlag, trotz der bekannten und großen Konkurrenz, auch "Luxor" bereits zu veröffentlichen. Und wer weiß denn schon, was im nächsten Jahrgang für tolle Spiele herauskommen?!

Eine Hoffnung auf den Sieg hat man natürlich immer, aber wir waren keineswegs enttäuscht darüber, „nur“ nominiert gewesen zu sein. Wir haben uns darüber gefreut und freuen uns noch mehr, dass "Luxor" in den Spielekreisen so gut ankommt.

Welche Spiele gefallen dir sehr gut z. B. auch von anderen Verlagen, sodass du diese uneingeschränkt empfehlen würdest?

Das ist eine sehr schwere Frage. Aktuell würde ich neben unseren Spielen "Luxor", "Pioneers" und "Merlin" je nach Spielerunde wohl "Klong!", "Great Western Trail", "Istanbul", "Terra Mystica" oder "Rajas of the Ganges" empfehlen. Ich mag es gerne etwas komplexer, die Hürden sollten aber nicht zu hoch werden. Grundsätzlich bin ich ein Freund (oder Fan) von Stefan Feld oder Rüdiger Dorn-Spielen...

Istanbul Brettspiel
 Kannst du schon etwas zu den Neuheiten auf der "SPIEL 18" verraten?

Wir werden natürlich auch auf der "Spiel 18" mit einigen Neuheiten aufwarten können. Zum ersten ist da "Skylands" zu nennen, ein ca. 30-45-minütiges Legespiel von Shun & Aya Taguchi für 2-4 Spieler, das mit nur vier Aktionsmöglichkeiten auskommt und als Familienspiel zu sehen ist.

Dann haben wir "Bastille" dabei, ein rund 60-minütiges "Tile-Placement"-Spiel von Christoph Behre über acht Runden, in dem jeder Spieler genau drei Gefolgsleute an bis zu acht Orten ablegen kann. Aus unserer Sicht ein tolles Kennerspiel.

Als Drittes möchte ich "Franchise" nennen, ein Expertenspiel für 2-5 Spieler von Christwart Conrad, in welchem die Spieler in ca. 90 Minuten ihr Franchise-Unternehmen über ganz Amerika ausweiten wollen. "Franchise" ist eine Wiederauflage von Christwarts tollem Spiel "Pfeffersäcke", allerdings an vielen Stellen verändert und überarbeitet.

Des Weiteren werden wir auch das Legespiel "Luxor Expedition" für 2-4 Personen dabei haben, ein weiteres Spiel von Rüdiger Dorn und als Neuauflage seines Spiels "Raubritter" mit neuer Thematik und Grafik sowie leicht veränderten Regeln und einer kleinen Erweiterung versehen.

Nicht zuletzt arbeiten wir an Erweiterungen für unsere beiden Erfolgsspiele "Luxor" und "Merlin". Ob und inwieweit diese bereits auf der Messe herauskommen, liegt jetzt daran, ob sie regel- und materialtechnisch bereits unseren Anforderungen genügen. Vermutlich wird es nur eine der beiden Erweiterungen bis Essen schaffen und die andere dann in Nürnberg 2019 erstmals gezeigt werden können.

Dazu möchte ich darauf hinweisen, dass wir für fast alle unsere Neuheiten auch mehrere neue "Queenies" entwickelt haben, die wir in Essen auf der "Spiel 18" erstmals anbieten werden können.

Wie hast du in den letzten Jahren die Entwicklung der Brettspielszene wahrgenommen?

Was ist die „Brettspielszene“? Ich glaube, dass die steigenden Zahlen der Besucher von Messen und Conventions sowie die Anzahl der Spiele-Neuheiten zeigen, dass die Zahl der Mitglieder der „Brettspielszene“ steigt, aber genau wissen tue ich es nicht. Ich freue mich über jeden, der sich dem Brettspiel zuwendet, weil dies aus meiner Sicht ein tolles Hobby bzw. eine herausragende Freizeitbeschäftigung ist.

Die zahlenmäßige Entwicklung der Neuheiten hin zu einer regelrechten Flut sehe ich einerseits positiv, schließlich gibt es ja so mehr Auswahl für den einzelnen Spieler. Andererseits denke ich immer, dass das Geld in den Taschen der Kunden nicht mehr wird und so irgendwann einmal der Punkt erreicht sein müsste, an dem sich diese vielen neuen Sachen nicht mehr alle verkaufen lassen. Mal abwarten...

Problematisch sehe ich nur die Tatsache, dass insbesondere die redaktionelle Qualität bei vielen neuen Spielen insbesondere aus dem Kickstarter-Umfeld zu Wünschen lässt. Bei Grafik und Material wird mehr und mehr geklotzt, die Regel und die Spielmechaniken hinken doch immer wieder deutlich hinterher.

Für uns als Verlag ist es dazu ein Faktor, dass einige Spiel-Ideen, die früher bei uns als Prototypen gelandet und dann umgesetzt worden wären, jetzt unmittelbar durch den Autor selbst in Eigenarbeit als Kickstarter-Projekt veröffentlicht werden.

Bei welchem Spiel hättest du dir gewünscht, dass du es als Prototypen erhalten hättest und warum?

Ich könnte jetzt z.B. "Monopoly", "Catan" oder "Carcassonne" nennen, weil der finanzielle Faktor für einen Spieleverlag bei und durch solche Bestseller natürlich immer zu beachten ist. Letztendlich kann ich aber nicht sagen, dass ein tolles Spiel in einem anderen Verlag, z.B. bei "Queen Games" auch ein solcher Erfolg geworden wäre. Insofern gönne ich es allen anderen Verlagen, solch tolle Spiele herausgebracht zu haben und freue mich darüber, dass wir u.a. mit "Alhambra", "Kingdom Builder", "Fresko", "Escape", "Shogun" oder jetzt "Luxor" auch einige Klassiker im Programm haben, bei denen wir die Güte der Prototypen am besten bewertet haben ;))

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