10 Fragen an Heike Risthaus
26.08.2017
Heike Risthaus
Inhaberin Ostia Spiele
Ostia Spiele
Hallo Frau Risthaus, Sie sind zusammen mit Malte Meinecke Inhaber des Verlags "OSTIA-Spiele GbR".
Für was steht der Name "OSTIA"?
Ostia ist eine Hafenstadt bei Rom, die in der Antike als "Der Hafen Roms" galt und für dessen Versorgung eine wichtige Rolle hatte. "OSTIA" ist als Marke für uns eingetragen – noch aus der Zeit des ersten veröffentlichten Spiels meines Manns Stefan Risthaus (bei "Pro Ludo"/"Mayfair" 2005). Als Verlag steht "OSTIA" für innovative Spiele, die einen historischen Hintergrund haben und von uns selbst entwickelt sind. "BLINDES HUHN" als Start war da eine Ausnahme, was das historische Thema angeht. Perspektivisch soll "OSTIA" (auch) für den Kenner interessant sein und für abendfüllende Spiele-Unterhaltung stehen.
Auf welche Spiele bzw. Zielgruppe hat sich der Verlag spezialisiert?
Derzeit bieten wir Spiele für die Familie und (als Zwischendurch-Spiel oder Absacker) auch für den Kenner an. Unsere Spiele basieren auf einem leicht zugänglichen Grundprinzip, das über Zusatzregeln und Erweiterungen für den Kenner einiges zu bieten hat.
Wie kam es eigentlich zur Verlagsgründung?
Aufgrund der vielen Nachfragen, ob es nicht noch Exemplare von "BLINDES HUHN" (Erstauflage bei "KOSMOS") geben würde, wollten wir es gern wieder herausbringen, die Verlage waren aber sehr zurückhaltend. So haben wir es als Wegbereiter für andere Projekte an den Anfang gestellt, bei denen wir ebenfalls das Gefühl haben, dass die "renommierten" Verlage nicht den Mut zur Umsetzung haben.
Sie betreiben den Verlag mit Malte Meinecke. Wer übernimmt welche Tätigkeiten im Verlag?
Wir sind beide Autoren, Malte eher im Bereich der komplexen Kennerspiele, ich eher bei den kleinen Familienspielen. Das ergänzt sich sehr gut. Malte kümmert sich um einen Gutteil des Papierkrams, während wir gemeinsam unser Netzwerk in die Verlags- und Grafiker-Szene ausbauen.
Bei der Umsetzung und den Kontakten in der Szene bekommen wir Unterstützung von meinem Mann Stefan Risthaus, bekanntermaßen ebenfalls Autor und unser Berater.
Man hört von vielen Seiten, dass es schwer ist, mit einem Verlag über die Runden zu kommen. Können Sie dies bestätigen und welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Verlagsgründung gemacht?
Natürlich ist es im Markt sehr schwer, sich als Neuling zu behaupten. Wir sind mit unserem Einstieg in den ersten zwei Jahren aber recht zufrieden. Wenn man ein wenig Aufmerksamkeit durch gute Spiele und Rezensionen erzielen kann, ist das extrem wichtig.
Könnten Sie den LeserInnen einen Einblick in Ihre aktuellen Spiele geben?
"RIGA" erscheint in Essen und bietet 2-4 Spielern (erweiterbar auf bis zu 6) ein Entwicklungsspiel aus Karten zu Zeiten der Hanse. Siegpunkte werden über den Bau von Gebäuden generiert, deren Kosten mit Waren bezahlt werden müssen. Je nach Stadt (Farbe) des Gebäudes sind die verschiedenen Waren unterschiedlich wertvoll. Tuch (Blau) ist grundsätzlich 5 Dukaten wert, in Stockholm (Blau) bringt Tuch aber 7 Dukaten ein, während es in Visby (Rot) gar nicht eingesetzt werden kann. Vergleichbares gilt für die anderen 3 Waren in jeweils anderen Städten (=Gebäudefarben). Die Gebäude bringen individuelle Vorteile wie zusätzliche Karten oder Vergünstigungen beim Bau neuer Gebäude.
Um erfolgreich zu sein, muss man also die richtigen Kombinationen von Warenkarten und Gebäuden aus der allgemeinen Auslage auf die Hand nehmen. Die Auswahl erfolgt in jeder Runde einmal im Uhrzeigersinn und einmal gegen die Uhr, so dass der Startspieler den ersten Zugriff hat, dann aber nur noch das zur Auswahl hat, was die anderen übrig gelassen haben.
Das Spiel "Riga" wurde über die "Crowdfunding-Plattform" "Spieleschmiede" realisiert. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Form der Projektrealisierung gemacht?
Über das "Crowdfunding" erhalten die Spiele eine erste Aufmerksamkeit schon vor der eigentlichen Veröffentlichung und es werden schon einmal ein paar Einnahmen generiert. Es ist allerdings kaum möglich, damit alle Kosten schon vorab einzuspielen.
Ihr Spiel "Visby" wurde vor kurzem beim Verlag "Pegasus Spiele" unter dem Namen "Santo Domingo" veröffentlicht. Wie kam es zu dieser Kooperation? Und welche Vorteile hat dies für Ihren Verlag?
Nach der Messe 2015 wussten wir, dass "Visby" ein größeres Potential hatte als wir Neulinge verwirklichen könnten. Mit den Redakteuren von "Pegasus" hatten wir auch wegen eines anderen Projekts Kontakt und konnten eine Einigung bezüglich "Visby" erzielen, obwohl wir auch mit anderen Verlagen Gespräche geführt hatten. Für einen kleinen Verlag hat eine solche Kooperation natürlich den Vorteil, dass ein größeres Publikum erreicht wird und wir so vielleicht ein wenig bekannter werden. Und es bringt natürlich über die Lizenz auch ein wenig Geld ein, ohne dass wir eigenes Kapital einsetzen müssen.
In diesem Zusammenhang konnten wir auch erreichen, dass unsere übrigen Spiele im "Pegasus-Webshop" verfügbar sind. So können interessierte Spieler die Spiele auch hier, nicht mehr allein auf unserer Webseite und über den örtlichen Fachhandel (Spiel Direkt-Partner) sowie spielmaterial.de erwerben.
Sind Sie mit Ihrem Verlag auch auf der Messe "SPIEL 17" vertreten? Wenn ja, was erhoffen Sie sich an der Teilnahme?
Wir sind mit unserem Stand in Essen als Teil des Stands von "Abacusspiele" (Halle 3, E-114) präsent. Wir freuen uns auf einen direkten Kontakt zu unserem Publikum, das gern während der Veranstaltung auch Zuwachs erhalten darf.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich bzgl. Ihres Verlages wünschen?
Ein unbegrenztes Budget für neue Projekte.