10 Fragen an Christian Fiore
10.09.2017
Christian Fiore
Inhaber Fiore GmbH
Fiore GmbH
Hallo Herr Fiore,
Sie sind der Inhaber der "Fiore GmbH" und haben schon viele Brettspiele illustriert.
Wann haben Sie Ihr Unternehmen eröffnet und wie verlief die Anfangszeit?
Ich habe mich 2001 mit meiner Frau Britta als "das Format" selbständig gemacht. Wir hatten schon immer ein breites Portfolio an Leistungen, das sich von Konzept über Design bis zur Umsetzung von Printprodukten und Webseiten erstreckt. All diese "klassischen" Agenturleistungen bieten wir seit Beginn an. 2011 kam dann die Umfirmierung zur "Fiore GmbH", mit der wir bis heute eine Vielzahl großer und kleiner Spieleverlage zu unseren Kunden zählen dürfen.
Könnten Sie uns einen Einblick in die Unternehmensstruktur geben?
Die "Fiore GmbH" ist aktuell ein Team von 5 Leuten, das Illustration, Layout und Webseiten für die Spiele-Branche und anderen Kundenkreise anbietet.
Neben dem Kernteam haben wir einen festen Stamm an freien Mitarbeitern, die uns bei individuellen Anforderungen unterstützen.
Da wir in einer der größten Weinbau-Regionen Deutschlands beheimatet sind, betreuen wir neben diversen Firmen aus anderen Branchen auch eine größere Zahl an Weingütern.
Gerade die Themen Spiel und Wein liegen uns sehr am Herzen und lassen sich - wie ich immer gerne sage - super kombinieren. ;)
Sie haben bereits einige Spiele illustriert. Wie kommt es zu dem Kontakt mit der Brettspielbranche?
Über das gemeinsame Hobby des Spieleerfindens, das ich zusammen mit Knut Happen ausübe, habe ich Anfang 2005 erste Kontakte zur Spieleszene bekommen. Die gemeinsamen Spielideen habe ich seinerzeit mit Skizzen und Layout "aufgehübscht". Unser erstes gemeinsames Spiel "Pecunia non Olet" war dann auch der erste Illustrationsauftrag. Dem Verlag gefielen die Zeichnungen im Prototyp bereits so gut, dass er uns auch mit der Umsetzung der Grafik inkl. Illustrationen betraut hat. In den folgenden Jahren sind so immer mehr Kunden und Aufträge im Bereich Spiel hinzu gekommen, für die wir Illustration, Layout und Entwicklung übernehmen.
Wie gehen Sie beim Illustrieren vor und welche Techniken benutzen Sie?
Am Anfang steht die Idee. Nach dem Briefing und dem Gespräch mit dem Auftraggeber machen wir uns Gedanken, wie wir das Spiel am besten in Szene setzen können.
Es folgen verschiedene Coverideen, die mit Skizzen und Illustrtionsbeispielen unterstützt werden. Ist eine Richtung gefunden, wird zuerst eine Schwarzweiss-Skizze, dann eine grob kolorierte Version des Covers erstellt. Sind diese Schritte mit dem Kunden abgestimmt und für gut befunden, arbeiten wir die Illustration im Detail aus.
Arbeitsmedium ist hier normalerweise der Computer. Erste Ideen und grobe Skribbels machen wir in der sehr frühen Anfangsphase noch auf Papier
- aber sobald etwas außer Haus zum Kunden geht, werden die Skizzen schon mit Grafik-Tablet und Photoshop oder Painter erstellt. Je nach Stilrichtung werden die finalen Illustrationen dann auch in diesen Programmen fertig gestellt. Wenn es sich um Vektorgrafiken handelt oder die Umsetzung ein 3D-Programm erfordert, ist unsere erste Wahl oft "Illustrator" oder "Cinema 4D". Das Layout von Schachteln, Stanz-Pappe oder Karten wird in der Regel von uns im "InDesign" oder "Illustrator" zusammengesetzt und druckfertig gemacht.
Wie würden Sie Ihren Illustrationsstil mit drei Wörtern beschreiben?
Variabel, kreativ und zielgruppenorientiert - Wobei es uns gerade auszeichnet, dass wir nicht "einen" Stil haben, sondern immer auch den Illustrationsstil den Bedürfnissen des Spiels anpassen. Diese gehen von realistischen Darstellungen von Personen über historisch gemalte Ansichten über cartoonige Charaktere bis hin zu einer reduzierten 2D-Optik im Flatdesign-Style.
Gibt es ein Projekt, auf das Sie besonders stolz sind?
Nein hier gibt es keinen Favoriten - ALLES, was unser Haus verlässt, macht mich stolz. Dabei ist es egal, ob es sich um die grafische Umsetzung für ein Lizenzthema handelt oder die Illustration für ein klassisches Autorenspiel. Egal ob Weinausstattung, Internetseite oder Onlinespiel - ich finde jedes Projekt hat seinen eigenen Reiz.
Gibt es Illustrationen von anderen Illustratoren, die Sie als sehr gelungen erachten?
Mein ganzer Keller ist voller Spiele, die von anderen Illustratoren gemachten wurden - die ich absolut großartig finde. Ich bin der Meinung, dass die gesamte Szene hier ein sehr hohes Niveau hat, das sehr vielfältig und professionell ist.
Welches Spiel hätten selbst gern illustriert und warum?
Ich finde es interessant, wie sich Dinge weiter entwickeln und sich ihrer jeweiligen Zeit anpassen. Daher würde mich eines der "All Time Classics" reizen, die fast in jedem deutschen Haushalt irgendwo noch schlummern. Also ein "Risiko", "Scotland Yard", "Monopoly" oder "Cluedo" zu bearbeiten, fände ich extrem spannend.
Sie sind auch als Entwickler tätig. Was für Spiele entwickeln Sie und welche aktuellen Projekte stehen an?
Autorenspiele entwickle ich zusammen mit meinem langjährigen Freund Knut Happel. Dabei entwickeln wir am liebsten Spiele, die eine eingängige Grundmechanik haben und gleichzeitig eine gewisse Spieltiefe aufweisen. Die Umschreibung "anspruchsvolles Familienspiel“ trifft es wohl am besten. Darüber hinaus verfolgen wir einfach die Ideen, an denen wir selbst als Spieler Freude hätten. Bei aktuellen Ideen, die bald ihre Umsetzung finden, wären da "Doppel X" - Schmidt Spiele (geplant Essen 2017). Weitere Spielideen haben Zuspruch bei Abacus, Amigo und Piatnik gefunden und sollen 2017 / 2018 erscheinen. Und natürlich arbeiten wir an diversen kleinen und größeren Spielen, die wir im Lauf des nächsten 3/4 Jahres verschiedenen Verlagen zeigen möchten.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in der Zukunft?
Neues tun und Altes nicht lassen. Wir haben uns in unseren Hauptbetätigungsfeldern einen soliden Ruf erarbeitet, den wir weiter ausbauen und festigen möchten. Darüber hinaus gilt es natürlich, die verschiedenen Themen - nicht zuletzt - das Spiel in andere Bereiche zu tragen. Dabei ist Gameification ein wichtiges Stichwort. Inhalte spielerisch vermitteln, hier sehe ich großes Potenzial über die Grenzen des klassischen Spielemarkts hinaus. Schulungen, Vermitteln von Abläufen, spielerischer Transport von Inhalten - Spiel kann so viel leisten und wird oft unterschätzt. Ein schönes Beispiel ist das Online-Game, das wir für das Badische Landesmuseum zur Ramses Austellung erstellt haben. Hier werden historische Inhalte spielerisch in einer interessanten Rahmengeschichte vermittelt. Nach dem Spiel ist man auf jeden Fall schlauer und hat noch nicht mal mitbekommen, dass man etwas gelernt hat. ;)
Es gibt also jede Menge spannender Themen, denen wir uns in Zukunft gerne flexibel stellen wollen, daher lautet die Antwort hier wohl: Vorne mit dabei!