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 10 Fragen an Frank Noack

21..03.2018

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Dirk Geilenkeuser

Inhaber Spiele Offensive und Corax Games

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Spiele Offensive

Hallo Frank, vielen Dank, dass du dir für das Interview Zeit nimmst.

Du bist der Inhaber von "Happyshops". Was ist "Happyshops" und wie kam es zur Gründung?

"Happyshops" ist ein Versandhandel speziell für Spielwaren. Hauptsächlich sind damit Gesellschaftsspiele gemeint. Wir verkaufen aber auch Puzzle, Würfel und Malen-nach-Zahlen, sowie passendes Zubehör, wie z.B. Bilderrahmen. Unter dem Namen "Happyshops" ist all das vereint, er wird aber nach außen hin nicht dafür verwendet. Stattdessen kennen die Kunden eher die Namen unserer Online-Shops und Projekte, wie z.B. "Spiele-Offensive.de", "Spieleschmiede", "Spielernetzwerk", "Puzzle-Offensive.de" usw. 

Das Unternehmen haben wir vor etwa 16 Jahren gegründet. Ich selbst war damals als Webentwickler selbständig und hatte ein für damalige Zeit hypermodernes Shopsystem entwickelt für einen Auftraggeber, der letztendlich aber nicht bezahlt hat. Ohne Geld in der Tasche habe ich dann gemeinsam mit meinem Freund Robert Letsch dieses System zur Grundlage gemacht, einen neuen Versandhandel zu gründen. Wir schmissen jeder 100 € in den gemeinsamen Topf und betrieben zunächst eine Art Trendshop mit 10 Artikeln, die damals "in" waren. Da wir schon immer Spieler waren, war darunter auch "Carcassonne", das damalige Spiel des Jahres. Es lief am besten und so wurden es mehr und mehr Spiele, bis wir beschlossen, alles andere rauszuwerfen und stattdessen richtig mit Spielen durchzustarten. Spiele-Offensive.de war geboren und wir machten uns zum Credo, dort alle Spiele, die es gibt, zu verkaufen. Die Spiele-Offensive.de sollte das größte Sortiment aus Gesellschaftsspielen Deutschlands werden. Der wichtigste Anlaufpunkt für Brettspieler. Es ist noch heute unser Anspruch, den wir auch noch immer erfüllen.

Ist es schwer, sich im Online-Handel gegen die "Riesen" durchzusetzen?

Ja, man muss Strategien gegen Platzhirsche wie "Amazon" oder "Thalia" entwickeln und immer etwas mehr zu bieten haben oder etwas auf sinnvolle Art anders machen und näher an den Spielern sein, was nicht immer einfach ist.

Wie stehst du zur Entwicklung des wachsenden Online-Kaufs von Brettspielen?

Es ist eine logische Konsequenz daraus, wie der Markt und das Angebot sich entwickeln. Bei mehr als 3000 Neuerscheinungen im Jahr kann ein stationärer Handel die unmöglich bevorraten. Soviel Platz ist da gar nicht. Im Onlienhandel benötige ich nur Lagerfläche, aber keine Präsentationsflächen. Daher kann ich das riesige Sortiment da auch bieten.  Dazu kommt, dass ein sehr großer Teil des Geschäfts ein Vorbestellgeschäft ist. Das und die angesprochene Vielfalt sind zwei natürliche Domänen des Versandhandels. Schon lange, bevor es Internet überhaupt gab. Kunden sind da bequem: Sie wollen die Vielfalt und sie wollen sie sofort. Für Läden ist das doof. Sie brauchen alternative Konzepte und müssen ihre Stärke voll ausspielen. Die liegt im direkten Kundenkontakt und den müssen sie nutzen. Stationärer Spielehandel muss mehr Entertainment werden als Verkauf. Es müssen neue Erlösquellen her. Da ist Kreativität gefragt.

Du hast auch den Verlag "Corax Games" eröffnet. Kannst du etwas über den Verlag berichten?

Als Betreiber der "Spieleschmiede" sind wir international gut vernetzt, um immer neue Spielideen zu finden, bei deren Lokalisierung wir helfen können. Oft stoßen wir dabei auf Spiele, die wir super finden, die sich aber selbst mittels Crowdfunding nicht einfach so lokalisieren lassen. Früher mussten wir die liegen lassen. Meistens hatte das wirtschaftliche Gründe - aber da musste doch was zu machen sein und so kamen wir darauf, einen eigenen Verlag zu gründen. 

"Corax Games" ist nicht Teil von "Happyshops", sondern eigenständig. Es bietet uns die Möglichkeit, solche Perlen trotzdem zu machen, denn wir können hier durch die Nutzung von Synergien aus dem Direktvertrieb mittels Crowdfunding über die Spieleschmiede eine Anschubfinanzierung schaffen, durch die Spiele im Nachgang überhaupt wirtschaftlich auch im Handel anzubieten sind. Außerdem haben mit einem Verlag ganz andere Möglichkeiten, um Spiele zu promoten, die man als Versndhändler nicht hat. 

Das betrifft nicht nur Lokalisierungen. Wir machen inzwischen auch eigene Spiele mit "Corax Games", die wir vollumfänglich redaktionell betreuen, die aber einer ähnlichen Philosophie folgen.

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Welche Schwierigkeiten beinhaltet das Führen eines Verlags?

Speziell bei den Spielen, die wir selbst entwickeln, gibt es vielfältige redaktionelle Aufgaben, in die wir uns erstmal einarbeiten mussten. Dieser Teil macht großen Spaß, auch wenn er nicht immer einfach ist. Er beinhaltet auch die Koordination mit Autoren, Grafikern und Produzenten. 

Was auch sehr wichtig, aber weniger spaßig ist, ist der Vertrieb der Spiele. Es ist wichtig, weltweit Partner zu finden, mit denen man gemeinsam produzieren kann, um die Kosten zu senken. Schwer ist es auch, Händler zu überzeugen, "Corax Games" überhaupt einzulisten. Noch ist unser Sortiment recht klein und die klassische Vertriebsstruktur über Distribution funktioniert aufgrund der oben genannten Kostenstruktur bei einigen unserer Spiele nicht. Da ist viel Fleiß und internationales Klinkenputzen angesagt. 

Welche Spiele sind bisher beim Verlag erschienen?

Bei "Corax Games" haben wir inzwischen 8 Spiele und einige Erweiterungen veröffentlicht. Die bekanntesten sind "Trickerion", "Not Alone", "Half-Pint Heroes", "Viral", "Vikings Gone Wild" und "Side Quest". Drei davon haben bereits eine oder mehrere Erweiterungen erhalten.

Trickerion Spiel
Bald erscheint das Spiel "Tudor". Um was geht es in diesem Spiel?

"Tudor" ist unsere große Eigenentwicklung für 2018. Seit fast zwei Jahren arbeiten wir daran und sind jetzt auf den letzten Metern. 

Wir versetzen die Spieler darin ins frühe 16 Jahrhundert and den Hof von Heinrich VIII Tudor, wo sie als Anführer großer Adelsfamilien versuchen, ihre Familienmitglieder in den hohen Rängen des Hofstaats zu bringen und so an Macht und Einfluß zu gewinnen. 

Der Anspruch des Spiels ist etwa auf Kennerspiel Niveau. Die recht eingängigen Grundmechaniken lernt man dennoch innerhalb von 5-10 Minuten und kann sich dann auf die doch recht vielfältigen strategischen Möglichkeiten stürzen, die "Tudor" zu bieten hat. Je nach Setup der Siegpunkt- und Szenario-Varianten müssen sich die Spieler in ihrer Spielweise anpassen. In seinem Kern ist es ein Arbeiter- oder hier besser Höflinge-Einsatz Spiel. Doch der Mechanismus, wie sie zum Einsatz kommen, ist sehr ungewöhnlich: Einmal platziert, bleiben sie nämlich an ihrem Einsatzort und können da immer wieder genutzt werden, bis ein anderer Höfling sie verdrängt. Höflinge sind jedoch faul und arbeiten nur dann, wenn irgendein Lord anwesend ist, von denen jeder Spieler genau einen kontrolliert. Die Entscheidung für den Einsatz seiner Höflinge und letztendlich seines Lords zu treffen, ist also immens wichtig.

Das optisch herausragendste Merkmal des Spiels sind aber die Spielerschirme in Form einer Hand, auf deren Finger Ringe gesteckt werden. Sie repräsenterien Privilegien und Macht im Spiel. Aber wie man sie auf die Hand steckt ist ebenfalls von Bedeutung, denn in der richtigen Finger-Kombination stärken sie die Macht ihrer Besitzer noch mehr, indem sie Schwerpunkte für verschiedene Strategien setzen.

Was ist in der Zukunft für "Corax Games" geplant?

Wir werden pro Jahr 1 bis 2 Eigenentwicklung und ebenso 1-2 Lokalisierungen von spannenden Spielen machen. Dazu kommen Erweiterungen für ältere Titel, die das entsprechende Potential haben und dadurch auch wirklich etwas gewinnen. Wir werden das Verlagsprofil von "Corax Games" schärfen, so dass Spieler wissen, was für Spiele sie in unseren verschiedenen Produktreihen erwarten können. Unser Ziel ist es, auch international mehr Gewicht zu erhalten, so dass es uns leichter fällt, Partner zu überzeugen, mit uns bei unseren Eigenentwicklungen zusammen zu arbeiten.

Wie würdest du den Verlag "Corax Games" mit drei Wörtern beschreiben?

Ich weiß, mit welchen drei Attributen ich unsere Spiele beschreiben würde:  

- immer mit einem Satz zu beschreiben

- immer interaktiv

- und immer eine geheimnisvolle zwielichtige, makabere oder auch gemeine Seite....

Was nimmst du dir für die nächste Spielemesse in Essen vor?

Wir werden einen ähnlichen Stand wie im letzten Jahr haben. Dieses Jahr stehen wir aber vor der Herausforderung, nicht nur unsere neuen Spiele zu zeigen, sondern auch auf die Erweiterungen unserer bestehenden aufmerksam zu machen. Als besondere Highlights stehen bereits die Spiele "Tudor", "Chronicles of Crime" (Ein innovatives, kooperatives Ermittlerspiel, das Virtual Reality und Brettspiel zu einem tollen Spielerlebnis verbindet) und "Die rote Kralle" (ein cleveres und fieses Agenten-Auf-Der-Flucht Spiel für die Hosentasche) fest. 

 

Vielen Dank für das Interview!

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